Nun habe ich es endlich gewagt, nachdem hier in der letzten Zeit
öfter die Rede davon war. Zum Glück fand ich vor kurzem eine Menge
Mistelbeeren, so daß ich jetzt einmal
Vogel gespielt habe und einige der
Samen an alle möglichen Bäume in unserem Garten geklebt habe.
Sehen sie nicht herrlich aus, diese mistelbewachsenen Bäume, an denen mein Weg mich zufällig vor kurzem vorbeiführte? Und gleich so viele auf einmal! Jetzt ist gerade die richtige Zeit, denn die Misteln tragen zur Zeit ihre Beeren.
Übrigens - war irgend jemand bekannt, daß die Mistel aus der Familie der Sandelholzgewächse (Santalaceae). stammt???
Ich hätte sie eher der Familie der
Viscaceae (Mistelgewächse) zugeordnet.
Die Mistel (Viscum album) ist eine
Heilpflanze, und ich wünsche mir schon sehr lange eine solche in meinem Garten.
Ihre
Blütezeit ist ab
Februar bis Mai.
Offenbar hat die Mistel ihre Lieblingsgegenden, denn sie soll vor allem im südlichen Münsterland, Weserbergland, in der Kölner Bucht und am Niederrhein wachsen.
Nach
Amerika kam die Mistel erst um 1900, sie wurde möglicherweise dort sogar zu kommerziellen Zwecken bewußt eingeführt.
Seit den 60er Jahren soll die Mistel hier erst ins
allgemeine Bewußtsein gedrungen sein. Obwohl Misteln schon in der Antike bekannt waren.
Auf dieser Wandkarte von Freiherr Carl von Tubeuf kann man die Mistel-Details besonders schön erkennen.
Was mir bis heute noch nicht so ganz klar war - ob die Mistel erst dadurch, daß sie bspw. auf einem Apfelbaum schmarotzt, erst dadurch zu einer Apfelbaum-Mistel wird?
Doch wie es auf
dieser Seite der Universität Wien beschrieben wird, ist es ganz eindeutig so, daß die Misteln spezialisiert sind.
Von der
Riemenmistel wird es dort beschrieben, die ausschließlich auf Eichen schmarotzt.
Unter den überreich mit Misteln bewachsenen Bäumen, an die man auch ganz gut heranreichte (zumindest, was die unteren Exemplare betrifft), lagen auch am Boden zahlreiche abgeworfene oder von Vögeln abgezwackte? Mistelbeeren und -zweiglein. Man brauchte sie nur einzusammeln.
Klebrig sind die Beeren ja an sich schon. Die zähen Fäden fühlen sich fast wie
"Uhu" in der Hand an. ;-)
Auch bin ich überzeugt, daß es auf
bestimmte Stellen eines Baumes ankommt. Also nicht irgendwo die Samen ankleben, sondern die
"richtige" Stelle finden und auswählen. Dazu gehört viel Intuition, sicher auch Erfahrung . . . auf keinen Fall jedoch klebt man die Samen an totes, abgestorbenes Holz!
Das nächste Bild zeigt ein kleines Astloch in einem Baumstamm. Dorthinein gab ich auch einen Mistelsamen, den ich, nachdem ich die Beere zerdrückte, gut mit einem Messerrücken in der kleinen Höhlung befestigte.
Dieser Samen wurde in eine Gabelung gedrückt.
Dennoch hängt der Erfolg von
vielen weiteren Faktoren ab. Die Erfolgsquote soll jedenfalls überaus gering sein, auf diese Weise Misteln im eigenen Garten anzusiedeln.
In dem Buch "Pflanzenvermehrung"von Alan Toogood (Dorling Kindersley) soll ein Verfahren beschrieben worden sein, demzufolge man die Rinde über Kreuz einritzt, diese anhebt und den Samen darunter schiebt. Sogar ein Stück Sackleinen solle man noch auflegen und alles mit einem Band umwickeln, fand ich in diesem Gartenforum.
Nun - so viel Umstand will ich nicht machen. Ich vertraue in diesem Falle auf die Natur und lasse den Dingen ihren eigenen Lauf.
Wie dem auch sei, probieren geht über studieren, wie es so schön heißt. Vor allem, wenn ich dann lese, daß die Samen auch
ohne Baum schon keimen . . .
Was werde ich mich freuen, wenn sich das erste Keimblatt zu einer Haftscheibe entwickelt, ein Mistelkern seine
Haustorien ausbildet . . .
In dem Buch
"Nachrichten aus dem Garten" von Jürgen Dahl (das ich hier im Blog schon einmal angeboten habe, aber niemand wollte es!) ist beschrieben, wie er seine Misteln angesiedelt hat - das lese ich ebenfalls im
Gartenforum. Leider habe ich in dem Buch seinerzeit wohl wenig sorgfältig gelesen. Ich erinnere mich im Hinblick auf die Misteln leider nicht. ;-)
Und
Vita Sackville-West soll gesagt haben, dass man die Samen auf der Westseite verkleben muß, es sollen wenigstens 20 sein, um einen Treffer zu landen.
Heilpflanzen - Viscum album Mistel
Viscum album in FloraWeb
Mistletoe-Pages
Landwirte schneiden Misteln für den Naturschutz
Ja, auch Misteln können vertrocknen, während die anderen auf dem selben Baum wunderschön grün sind (siehe oben!)
Und wer da nun Bedenken hat - die Mistel steht
nicht - jedenfalls nicht
überall unter
Naturschutz! Man darf sie aber
nicht einfach im kommerziellen großen Stil aus der Natur entnehmen! Oder nur mit
besonderer Genehmigung.
In Deutschland haben einige Bundesländer die Mistel unter Naturschutz gestellt. Der BUND rät deshalb, zu
Weihnachten keine Mistelzweige über den Hauseingang zu hängen.
Mehr dazu lesen Sie hier.
Da wir die Mistelzweige hübsch finden - auch wenn es sich um einen heidnischen Brauch handelt, den wir als Christen jedoch nicht beachten - hängen wir uns diese um Weihnachten herum an die Tür. Allerdings nur abgefallene Mistelzweige.